Wort zum Sonntag

Einander Besser Verstehen

Part 2 (3)

Rückblickend würde ich sagen, ich bin mit der Geburt meiner Kinder in ein System hineingerutscht, welches ich nicht hinterfragt habe. Natürlich wollte ich das Beste für meine Kinder. Ich wollte stillen. Ich wollte Wickeltuch. Ich wollte ökologische Materialien. Ich wollte biologisches Essen. Ich wollte Babyschwimmen, Babymassage, und andere Babykurse. Innerhalb von Krabbelgruppen war es relativ leicht, in den Austausch mit anderen Eltern (Müttern) zu kommen.

Durch ein vielfältiges Kursangebot der ansässigen Hebammen fühlte ich mich im ersten Babyjahr hinsichtlich gängiger Entwicklungsthemen gut beraten und gut betreut.

Doch wo bleibt der Austausch nach dem ersten Lebensjahr unserer Kinder?

An wen kann ich mich wenden, wenn die eigentliche „Erziehungsarbeit“ bzw. das bewusste Begleiten unserer Kinder erst richtig losgeht?. Wer gibt mir Unterstützung oder Beratung, wenn ich im Familienalltag mit den Entwicklungsphasen der Kinder an meine Grenzen stoße?

Nach einem Jahr Elternzeit habe ich meine Doktorarbeit wieder aufgenommen. Mit gemischten Gefühlen, aber hauptsächlich war ich froh, wieder eine „echte“ Aufgabe zu haben.

Ich war froh, mich mit Menschen über andere Themen zu unterhalten, wie Babybrei, Babystuhl und Babyschlaf. Ich war froh, meinem Familienalltag und meiner Mutterrolle ein paar Stunden am Tag entfliehen zu können. Ich wertete meine Arbeitszeit als Freizeit und Dienstreisen als Urlaub. Ein Konzept, das von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Denn was soll ich sagen: Die Überforderung blieb.  

Je älter meine Tochter wurde, desto häufiger kam ich an meine Grenzen. An die Grenzen meiner Kapazität.

Da war immer dieses Gefühl, es gerne anders machen zu wollen. Doch mir fehlten die Alternativen. Mir fehlten die Vorbilder und mir fehlte die Kraft. Und ich war gefangen in meinem eigenen Gedankenkonstrukt. Ich war damit beschäftigt, Erwartungen zu erfüllen und meinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Ich fühlte mich größtenteils fremdbestimmt und den Umständen ausgeliefert. Ohne zu bemerken, dass ich diejenige war, die jede einzelne dieser Entscheidungen (gegen mich selbst) getroffen hatte.(…)